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Definition Retrospektive
Der Begriff “Retrospektive” bedeutet Zurückblicken. Im Arbeitskontext ist damit in der Regel eine “agile Retrospektive” gemeint. Eine agile Retrospektive ist ein Workshop-Format zur Reflexion und Verbesserung der Zusammenarbeit. Die Rolle und die Durchführung einer agile Retrospektive wurde dabei insbesondere durch den Scrum-Guide definiert.
Schon bevor Retrospektiven in der Arbeitswelt Anwendung fanden, wurde der Begriff Retrospektive bereits in der Kunstwelt für Ausstellungen verwendet, die die Werke eines Künstlers rückblickend betrachten.
Der große Unterschied zu Retrospektiven in der Kunstwelt ist, dass sich Retrospektiven im Arbeitskontext auch damit beschäftigen, wie man die Arbeit in Zukunft weiterentwickeln kann anstatt ausschließlich zurückzublicken.
Retrospektive Beispiele
Das einfachste Format für eine Retrospektive ist es, einfach zu fragen:
- Was ist gut gelaufen?
- Was ist schlecht gelaufen?
- Was können wir in Zukunft ausprobieren?
Da es bei den Fragen darum geht, die Reflexion anzuregen, sind mit der Zeit sind immer mehr Methoden für Retrospektiven entstanden. Dabei sind zum Beispiel die Segelboot, Starfish oder Keep-Stop-Start-Retrospektive entstanden.
Einen umfassenden Überblick über die bekanntestens als auch ausgefallene, kreative Retrospektiven haben wir euch hier zusammengefasst: 32 Retrospektive-Methoden
Ablauf und Phasen einer Retrospektive
Der Ablauf und die Phasen einer Retrospektive finden grundsätzlich (unabhängig von dem Format) nach einem bewährten Muster statt:
- Check-In
- Feedback sammeln
- Priorisieren
- Analyse und Maßnahmen
- Abschluss bzw. Check-Out
Diese Schritte können jeweils individuell angepasst und gestaltet werden. Dabei gilt es allerdings stets darauf zu achten, dass das Double Diamond-Format bei der Gestaltung der Retrospektive berücksichtigt wird.
Retrospektive in Scrum
Viele Teams, die Retrospektiven etabliert haben, nutzen das Scrum-Framework für die Organisation ihrer Zusammenarbeit.
Bei Scrum wird die Arbeit in iterative Sprintszyklen organisiert. Innerhalb dieser Scrum-Zyklen ist die Retrospektive ein fester Bestandteil.
Mit Retrospektiven stellt Scrum sicher, Teams ihre Zusammenarbeit je nach Sprintlänge wöchentlich oder aber mindestens monatlich reflektieren.
Retrospektiven und Scrum gehören entsprechend zusammen. Aber auch andere Arbeitsmethoden wie OKRs oder Kanban nutzen Retrospektiven:
- Kanban Retrospektive – In Kanban arbeitet man nicht in Zyklen, hat aber regelmäßige Retrospektiven (auch Service Delivery Reviews genannt), in denen man den Fluss der Arbeit und die Zusammenarbeit reflektiert.
- OKR Retrospektive – Bei der Zielsteuerung über OKRs wird am Ende jedes Zyklus reflektiert, wie gut die Ziele gesetzt waren, wie deren Messung dem Team geholfen haben und wie man die Zielsetzung und das Tracking im nächsten OKR-Zyklus verbessern könnte.
Was macht eine gute Retrospektive aus?
Eine gute Retrospektive erlaubt es allen Teammitgliedern, ihre Eindrücke offen zu teilen. Wenn das Feedback offen geteilt ist, muss es dann im zweiten Schritt natürlich auch offen und zielgerichtet diskutiert werden können.
Um diese Gesprächsatmosphäre und Offenheit zu schaffen, gibt es die sogenannte “Oberste Direktive”, die man optimalerweise am Anfang der Retrospektive allen Teilnehmenden nochmal erläutert:
Unabhängig davon, was wir herausfinden, müssen wir davon ausgehen, dass jede*r das Beste getan hat, was er*sie angesichts seines*ihres Wissens, Fähigkeiten und Fertigkeiten, der verfügbaren Ressourcen und der gegebenen Situation tun konnte.
Norman L. Kerth, Projekt-Retrospektiven: Ein Handbuch für Team-Reviews
Dementsprechend sind gute Retrospektiven auch immer von relativ ausgeglichenen Gesprächsanteilen geprägt.
Gerade bei unerfahrenen Teams ist eine gute Moderation für Retrospektiven entscheidend.
In diesem Zusammenhang sehr spannend: Wir haben über 30.000 Retrospektiven analysiert und unsere Erkenntisse aus dieser Analyse in unserem Blog veröffentlicht: Die große Analyse von 30.000 Retrospektiven
In unserem eBook gibt es weitere Tipps und Tricks:
Wie lange dauert eine Retrospektive?
Eine Retrospektive dauert in der Regel 60 – 90 Minuten. Wir empfehlen nicht weit über 90 Minuten hinauszugehen, da die Aufmerksamkeitsspanne mit der Zeit nachlässt und die Teammitglieder müde werden.
Allerdings kann man Retrospektiven auch kürzer als 60 Minuten halten. Hier unsere Tipps für kurze Retrospektiven.
Kann man Retrospektiven auch Remote durchführen?
Na klar, mit dem richtigen Remote Retro-Tool (wie Echometer) lassen sich Retrospektiven sowohl on-site, vollständig remote als auch in hybriden Teams durchführen.
Gerade in Remote Teams sind Retrospektiven eine Schlüssel für Remote Teambuilding.
Was ist eine Retrospektive nicht?
Häufig werden Retrospektiven im Volksmund verwechselt mit Sprint Reviews oder Lessons Learned Workshops. Daher haben wir in diesen Artikeln einmal aufgearbeitet, was eine Retrospektive nicht ist und wo die Unterschiede liegen:
- Unterschiede Sprint Review vs. Retrospektive
- Unterschiede Lessons Learned Workshops vs. Retrospektive
Natürlich gibt es auch inhaltlich einige Retrospektive Anti-Patterns dazu, was eine Retrospektive NICHT sein sollte.
Fazit: Retrospektiven sind eine zentrale Meeting-Routine agiler Teams
Teams, die sich und ihre Zusammenarbeit kontinuierlich weiterentwickeln wollen, nutzen Retrospektiven. Für diese agilen Teams sind Retrospektiven ein zentrales Meeting-Format, in dem sie Ihre Zusammenarbeit reflektieren, ihre Maßnahmen reflektieren und neue Maßnahmen ableiten.
Wenn dein Team also noch keine Retrospektiven zur kontinuierlichen Weiterentwicklung nutzt, ist jetzt ein guter Zeitpunkt um loszulegen!
Die meisten Agile Coaches drehen sich im Kreis…
…und behandeln oberflächliche Symptome. Es wird Zeit, die Psychologie zu nutzen – für einen nachhaltigen Mindset Change.
„Wir entdecken zu viele unerwartete Probleme und Bugs zu einem späten Zeitpunkt!“
„Warum brauche ich manchmal Stunden, um eine einfache Retrospektive vorzubereiten?“