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Das SAFe House of Lean Modell: kurz und knackig

Scaled Agile Framework oder auch SAFe® ist die aktuell weit verbreitetste skalierbare agile Methoden in der Industrie. Wir haben über SAFe® bereits zwei Artikel verfasst. Schau einfach mal rein: SAFe® – kurz und knackig erklärt Die 4 Level des SAFe®.

Das Scaled Agile Framework SAFe® kombiniert Ansätze aus den agilen Methoden Scrum, Kanban und eXtreme Programming mit Lean Thinking. Auch das SAFe® House of Lean hat seine Wurzeln im Lean Management. Es baut auf das Toyota Produktionssystem (TPS) auf. Der Leitsatz des Toyota-Produktionssystems besagt, dass nur das produziert wird, was auch gerade benötigt wird. Ziel ist die Eliminierung von Verschwendungsfaktoren und Fehlern.

Bevor wir tiefer gehen, ein kurzer Hinweis. Vor kurzem hatten wir in einem Webinar 11 internationale agile Experten zu Gast – zu einer Frage: Wie skaliert man agile Methoden richtig?

Herausgekommen ist diese fantastische Video-Aufzeichnung (englisch), die z.B. auf folgende Fragen eingeht:

  • Sollte man lieber bottom-up oder top Down starten?
  • Wie schafft man es, Führungskräfte auf eine gemeinsame Vision zu einigen?
  • Wie wählt man das richtige agile Framework – und warum ist das eigentlich gar nicht so wichtig?

 Meine wärmste Empfehlung: Schaut mal rein! Es dauert zwar relativ lange, aber es lohnt sich jede Minute.

 Was ist also das SAFe® House of Lean?

Das House of Lean ist ein System von Wissen und Lernen. Es begleitet die agile Transformation und orientiert sich sehr stark am TPS-System. Grundsätzlich kann man das House of Lean mit dem Rohbau eines Hauses vergleichen. Es benötigt ein starkes Fundament, besteht aus wesentlichen tragenden Säulen und einem Dach – in unserem Fall das Ziel.


Quelle: Scaled Agile Framework

Übrigens, ein kurzer Hinweis im Kontext agile Transformation: Willst du sicher gehen, dass ihr aktuell die richtigen Prioritäten in eurer agilen Transformation setzt? 

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Fangen wir mal an, das Haus zu bauen:

  1. Das Fundament: Lean-Agile Leadership

Um Lean-Agile Leadership zu verstehen sollten wir uns den Begriff Lean-Management genauer ansehen: Lean Management ist eine Management-Philosophie mit Prinzipien und Methoden, um Prozesse effizienter zu gestalten. Effizient bedeutet, dass wir ein Ziel mit möglichst wenig Aufwand erreichen. Es geht um die Minimierung von Verschwendung, um Kosten zu reduzieren, Prozessabläufe zu verkürzen und Fehler zu vermeiden – gleichzeitig möchte man jedoch immer die bestmögliche Qualität erreichen. 

Lean Management ist prozessorientiert und beginnt damit, Verbesserungspotenzial in der eigenen Arbeit zu suchen. Nicht nur das Unternehmen selbst, sondern der Kunde oder die Kundin entscheidet dabei, was Verbesserung und was Verschwendung ist.

Die agile Organisationsform ist jedoch keine stabile, starre Organisationsstruktur. Sie bedient sich den Vorzügen des Lean-Managements und ist in der Regel weder projekt- noch prozessorientiert. Sie baut auf ein Rahmenwerk mit Artefakten und Ritualen, setzt aber vor allem den Value (Mehrwert) und die Menschen innerhalb des Systems in den Mittelpunkt seiner Arbeit.

Agile-Lean Leadership im House of Lean Modell kombiniert die beiden Managementmethoden und schafft eine super stabile Basis, den Rahmen und die Sicherheit für Mitarbeiter sich auszuprobieren, mutig zu sein, Fehler zu machen und schafft somit nachhaltigen Teamerfolg. Lean-agile Manager steuern aktiv bei Veränderungen und Verbesserungen mit und treiben ihre Mitarbeiter voran.

 

  1. Säule: Respekt vor Mensch und Kultur

Diese Säule konzentriert sich auf die Schaffung einer positiven, sicheren und leistungsorientierten Unternehmenskultur, in der man in die Menschen mit denen man arbeitet vertraut, sie respektiert und menschenzentriert arbeitet. Wusstest du, dass Respekt ein menschliches Grundbedürfnis ist? Langfristige nachhaltige Beziehungen sollen geschaffen werden. Beachte: Sache und Person sind immer zu trennen.

Die meisten Agile Coaches drehen sich im Kreis…

…und behandeln oberflächliche Symptome. Es wird Zeit, die Psychologie zu nutzen – für einen nachhaltigen Mindset Change.

„Viele Teammitglieder trauen sich nicht, den Mund aufzumachen!“

„Wir entdecken zu viele unerwartete Probleme und Bugs zu einem späten Zeitpunkt!“

„Warum brauche ich manchmal Stunden, um eine einfache Retrospektive vorzubereiten?“

 

  1. Säule: Flow

Hier geht es darum, Fähigkeiten und Anforderungen der Produkte und der Menschen in den Einklang zu bringen. Der Wert im Prozess und in der Zusammenarbeit wird stetig optimiert – dem Kunden eine optimale Qualität zu liefern, dabei aber auch diverse Varianten zu managen. Man entwickelt sich weg vom Prozess hin zum Produkt. 

Die agile Herangehensweise, also das Verständnis des gesamten Prozesses, die Visualisierung, die Beseitigung von Verzögerung oder Verschwendung sind enorm wichtig, um den Flow zu erreichen. Motivation ist ebenfalls ein entscheidender Faktor, um den Flow Zustand zu erreichen. 

Was bedeutet eigentlich der Begriff Flow psychologisch? Flow (deutsch „Fließen, Rinnen, Strömen“) bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit („Absorption“), die wie von selbst vor sich geht – auf Deutsch in etwa Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch oder auch Funktionslust. 

Wusstest du, dass Der Flow-Effekt in den 70er-Jahren vom Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi entdeckt worden ist und– neben Autonomie und Gemeinschaft – die zweite wichtige Säule für die Entstehung von Motivation? Agilität und Glück hängen also unmittelbar zusammen. Schau dazu dieses Video an: Was ist Flow? 

Im SAFe® House of Lean Model ist zwar nicht direkt der psychologische Flow gemeint, sondern eher der “Flow of Delivery” bzw. eine stetige Lieferung von Produktinkrementen für den Kunden. Trotzdem ist der psychologische Flow dafür sicherlich eine gute Grundvoraussetzung und hier ebenfalls zu berücksichtigen.

Quelle: goodreads
 

  1. Säule: Innovation

Innovationen sind ein Schlüsselfaktor, um Abhängigkeit zu verringern und konkurrenzfähig zu bleiben. Oftmals geht es dabei nicht zwingend um neue Ideen, Technologien oder Forschung und Entwicklung. Innovationen sind geplante und kontrollierte Veränderungen und Neuerungen im Geschäftsmodell durch Anwendung neuer Ideen und Techniken. 

Es geht darum, von anderen zu lernen und das eigene Geschäftsmodell neu zu erfinden. Wichtig ist hierbei, sich ständig am Markt bzw. dem Kunden zu orientieren, um nicht den Anschluss zu verpassen. Definiere also eine Vision, eine Roadmap und wünschenswerte Funktionen und sei einfach mal dein eigener Kunde. 

In dieser tragenden Säule ist es wichtig, innovative kreative Menschen zu entwickeln und Zeit und Raum für Kreativität zu schaffen. Wie erreiche ich das? Mit Vielfalt, psychologischer Sicherheit und der Meinungsfreiheit, Dinge anders oder neu zu denken. Innovationssprünge können nur entstehen, wenn man seine eigene Komfortzone verlässt und experimentierfreudig ist. Mut und die Bereitschaft, neues zu tun oder eben “einfach mal machen” und schauen was passiert.

Quelle: RWTH Aachen University

Wie man in dieser Grafik von der RWTH Aachen University sieht, kann Innovation auf verschiedenen Ebenen stattfinden und mit verschiedenen Maßnahmen gefördert werden.

 

  1. Säule: Kontinuierliche Verbesserung

Die vierte Säule beschäftigt sich mit der kontinuierlichen Verbesserung. Hierbei sollte ein ständiges “Gefühl der Gefahr” zugrunde liegen, was im Grunde genommen positiv bedeutet, immer handlungsfähig zu bleiben und immer in mehrere Richtungen zu denken. 

Auch das Worst-Case-Szenario zu bedenken kann wertvoll sein. Sollte eine Idee nicht das gewünschte Ergebnis erzielen, handelt man nicht problem-, sondern lösungsorientiert. Man sucht Lösungen, keine Probleme – ganz im Sinne der Appreciative Inquiry Methode für Organisationsentwicklung. Man fördert somit Wachstum und Lernen. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Reflexion. Regelmäßig Ereignisse, Menschen und vor allem sich selbst zu reflektieren ist wichtig und bringt einen immer mehr in die Richtung des eigentlichen Ziels. Die Verbesserungen basieren hierbei auf den gesammelten Fakten bzw. Erfahrungen (Empirie). Im agilen Kontext werden sie klassischerweise in der agilen Retrospektive reflektiert, um Maßnahmen und Experimente abzuleiten.

Quelle: Deutsche Start-ups

Der PDCA-Zyklus ist ebenfalls ein hilfreiches Modell für kontinuierliche Verbesserung. Es ist ein Event in der Kaizen Methode. Kaizen ist ein Konzept zur „kontinuierlichen Verbesserung“ in der Arbeitswelt. Die 4 Phasen des PDCA-Zyklus sind:

  1. Plan
  2. Do
  3. Check
  4. Act

Quelle: Kanbanize

Wie ihr merkt, erinnert es sehr stark an Inspect & Adapt und Empirie in Scrum. 

 

  1. Das Dach: Das Ziel des SAFe® House of Lean: Mehrwert

Was wollen wir mit dem SAFe®  House of Lean eigentlich erreichen? 

Es geht darum, den maximalen Kundennutzen in kürzester Vorlaufzeit zu liefern. Agile Entwicklung, schlanke Produktentwicklung und Systemdenken. Dabei insbesondere Qualität und Mehrwert für die Gesellschaft und den Menschen zu bieten. Um das alles erreichen zu können, muss vor allem Bewusstsein und die Offenheit für eine grundlegende Veränderung vorhanden sein. 

Wusstest du übrigens, dass auch im Scrum Guide 2020 das Product Goal eingeführt wurde?

Es dient der Unterstützung der Scrum-Teams, um sich auf ein größeres und wertstiftendes Ziel zu fokussieren oder auch richtungsweisendes Statement, das dem Scrum-Team und Stakeholdern einen Kontext und eine Richtung für die zu erledigende Arbeit bietet.

 

Fazit

Ihr seht selbst, wie Lean-Management und Agilität sich ergänzen und aufeinander aufbauen.

Ich hoffe ich konnte dir einen guten Überblick über die Schwerpunkte des House of Lean geben. 
Die eine Sache die du dir unbedingt merken solltest ist: Wie jedes Haus benötigt auch das House of Lean ein gutes Fundament, um erfolgreich zu sein. Das Lean-Agile Leadership ist aus meiner Sicht der erste Punkt, an dem du mit deinem Unternehmen arbeiten solltest, um deinem Kunden und der Gesellschaft nachhaltigen Mehrwert zu liefern.

 

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