Das Ziel ist klar: Du willst ein Produkt entwickeln, das Kunden einen hohen Mehrwert liefert. Du willst ein Ergebnis erzielen, mit dem Teammitglieder und Stakeholder zufrieden sind. Wie aber erreichst du dieses Ziel? Wie kannst du in kleinen, gründlichen Schritten alle Anforderungen eines Produkts erfüllen?
In Agile haben sich dafür User Stories als effizientes Werkzeug bewährt. Sie bringen dich nach und nach von der ersten Idee bis zum verkaufsfertigen Produkt. Ich zeige dir, was User Stories sind, wie du diese erstellst und wie du davon profitieren kannst.
Was sind User Stories in Agile?
Die Definition von User Stories in Agile beschreibt die Anforderungen an ein Produkt aus Sicht des Nutzers. Anders gesagt: User Stories sagen dir, welche Eigenschaften und Funktionen ein Produkt haben soll. Damit sind sie ein zentrales Werkzeug, um die Bedürfnisse von Nutzern zu diskutieren, zu validieren und mit einem gemeinsamen Verständnis an deren Umsetzung zu arbeiten.
User Stories bieten eine universelle Sprache, die Teammitglieder, Stakeholder und Kunden verstehen und sprechen. Für die Praxis heißt das: Du kannst mit User Stories ein Verständnis für das vom Kunden gewünschte Produkt entwickeln, das kaum Raum für Missverständnisse lässt.
Mehrere User Stories bilden zusammen einen Use Case. Ihren Ursprung haben User Stories im Agile Software Development.
Wie sind agile User Stories aufgebaut?
User Stories beschreiben die Anforderungen und Wünsche an ein zu schaffendes Projektergebnis aus Sicht des Kunden oder Nutzers. Dafür verfügen agile User Stories über diesen elementaren Aufbau:
WER (Rolle), will WAS (Ziel/Wunsch) WARUM (Mehrwert)?
Lass uns einen genaueren Blick auf die einzelnen Bestandteile von User Stories werfen:
WER (NUTZER)
Den Platzhalter WER füllst du mit deinem Kunden oder einem typischen Vertreter deiner Zielgruppe. Wie detailliert du das WER in der User Agile Story beschreibst, ist zum einen von der User Story selbst und zum anderen vom Fortschritt des Projekts abhängig. Sei daher genau so detailliert, dass eine aussagekräftige User Story entsteht.
WAS (FUNKTION)
Hier platzierst du die Wünsche des Nutzers. Du kannst dich dafür fragen, was der Nutzer erwartet oder benötigt. Ist dein Produkt noch in einer frühen Entwicklungsphase, kannst du auf Grundlage deiner Erfahrung Annahmen formulieren, welche Funktionen der User erwartet. Hast du bereits ein ähnliches Produkt am Markt, kannst du gewünschten Funktionen auch aus dem Feedback zu diesem ableiten.
WARUM (MEHRWERT)
Erst der Mehrwert zeigt, warum dem Nutzer eine Funktion wichtig ist. Das WARUM ermöglicht dir daher eine ehrliche Reflektion, wie gut du die Anforderungen eines Kunden kennst. Denn: Eine Anforderung in eine User Story aufzunehmen, ist einfach – beispielsweise, weil der Kunde den Wunsch dazu äußert. Aber erst, wenn du verstehst, warum der Kunde diese benötigt, verfügst du über den Kontext für die Umsetzung der Anforderung. Erst dann kannst du hinterfragen, ob der Vorschlag/Wunsch des Kunden sein eigentliches Bedürfnis effizient befriedigt – oder ob es ggf. einen intelligenteren Weg gibt. Lass uns dazu ein Beispiel anschauen:
Der Kunde wünscht sich ein Regencape für das Fahrradfahren. Du könntest daher jetzt die Anforderung “Regencape” aufnehmen. Oder du fragst den Kunden, warum er ein Regencape braucht. Sagen wir, der Kunde antwortet “Weil ich nicht nass werden möchte”.
Das bedeutet, dass du nicht unbedingt ein Regencape liefern musst. Du könntest auch ein Fahrrad mit integriertem Dach liefern. Das Entscheidende ist, dass das Bedürfnis bzw. Problem des Kunden damit gelöst wird – nämlich, nicht nass zu werden. Je besser du das “warum” verstehst, desto besser kannst du deine User Story entwerfen.
Die meisten Agile Coaches drehen sich im Kreis…
…und behandeln oberflächliche Symptome. Es wird Zeit, die Psychologie zu nutzen – für einen nachhaltigen Mindset Change.
„Wir entdecken zu viele unerwartete Probleme und Bugs zu einem späten Zeitpunkt!“
„Warum brauche ich manchmal Stunden, um eine einfache Retrospektive vorzubereiten?“
Was sind User Stories in Agile (Beispiel)?
Du kennst jetzt die einzelnen Bestandteile von Agile User Stories. Ein Beispiel für eine Agile User Story kann so aussehen:
Als KUNDE möchte ich EIN SICHERES PASSWORT, DAMIT MEINE KUNDENDATEN GESCHÜTZT SIND.
Hier ist der „KUNDE“ der Nutzer, „EIN SICHERES PASSWORT“ die Funktion und „DAMIT MEINE KUNDENDATEN GESCHÜTZT SIND“ der Mehrwert.
Was sind User Stories in Scrum?
Wenn du mit User Stories in Scrum arbeitest, ergänzt du diese um sogenannte Akzeptanzkriterien. Akzeptanzkriterien beschreiben die fachlichen Anforderungen, die User Stories zum Zeitpunkt der Abnahme erfüllen müssen. Anders formuliert: Akzeptanzkriterien sind die Voraussetzungen, die du benötigst, damit eine User Story einen Wert schafft.
Die Bedeutung von Agile User Stories im Backlog kann differenzierter ausfallen. Denn: In Backlogs können User Stories nicht nur Anforderungen beschreiben, sondern auch einen speziellen Hierarchietyp darstellen. Dabei gibt es diese 3 Hierarchietypen:
Epics: Epics sind breit gefasste Funktionsbereiche eines Produkts, dessen konkreter Scope noch unklar sein kann.
Features: Features sind spezifische Leistungsmerkmale innerhalb eines Epics.
Stories: Stories sind technische Agile User Stories und User Stories innerhalb eines Features.
Du kannst diese Hierarchietypen innerhalb eines Sprints umsetzen. Sie schaffen einen konkreten Nutzen für den User.
User Stories schreiben – Wie erstelle ich überzeugende User Stories?
Um hilfreiche User Stories im agilen Projektmanagement zu schreiben, sind vor allem ausführliche Gespräche mit allen Beteiligten entscheidend. Diese sollten dir ein umfassendes Verständnis der Zielgruppe und des zu erzeugenden Produkts verschaffen. Daraus kannst du dann beispielsweise Personas ableiten.
Daneben helfen dir die sogenannten INVEST-Kriterien, um eine überzeugende User Story auf die Beine zu stellen:
Independent: Eine User Story sollte unabhängig von anderen User Stories sein. Das heißt: Die Umsetzung einer Story darf nicht voraussetzen, dass zuvor eine andere Story umgesetzt wurde. Das hat den Vorteil, dass du User Stories jederzeit frei priorisieren oder aus dem Backlog nehmen kannst.
Lass uns dafür nochmal einen Blick auf das Fahrrad-Beispiel werfen. Sagen wir, du hast dich entschieden, statt eines Regencapes ein kleines Dach über dem Sattel des Fahrrads zu installieren, damit der Kunde nicht mehr nass wird. Das wäre also eine User Story. Jetzt stellst du aber fest, dass du für ein Dach erst einen stabileren Sattel entwickeln musst, an dem das Dach befestigt werden kann. Das wäre jedoch eine andere User Story. Beide Stories bauen aufeinander auf. Genau das solltest du verhindern.
Sicherlich ist es manchmal unvermeidbar, dass du erst eine User Story vor einer anderen machen musst. Vermeide aber grundsätzlich User Stories, für die du erst 20 andere User Stories umsetzen musst.
Negotiable: User Stories schreiben kann manchmal ganz schön dauern – sie sollte danach deshalb aber nicht in Stein gemeißelt sein. Das bedeutet: Product Owner, Stakeholder und Entwickler sollten eine User Story stets zusammen diskutieren und präzisieren.
Valuable: Das Ergebnis von User Stories im agilen Projektmanagement muss für den Kunden einen Mehrwert haben.
Estimable: Eine überzeugende User Story ermöglicht es dem Entwicklerteam zu schätzen, wie viel Aufwand es für die Umsetzung benötigt.
Small: Eine User Story sollte so “klein” sein, dass sie in einem Sprint realisierbar ist.
Testable: User Stories in Scrum sollten testbar sein. Nur so kannst du überprüfen, ob sie in der Praxis auch wirklich umgesetzt werden können.
So profitierst du von User Stories in Agile
Solltest du mit User Stories schreiben in Agile noch nicht vertraut sein, könnten diese für dich auf den ersten Blick nur nach zusätzlicher Arbeit aussehen. User Stories vermitteln Teams jedoch einen wichtigen Kontext für ihre Aufgaben und verdeutlichen so noch einmal die Bedeutung jedes einzelnen Tasks.
Grundsätzlich profitierst du so von User Stories:
Nutzerfokus: User Stories sind wie eine problemorientierte To-do-Liste. Dein Team behält mit dieser seine Aufgaben stets im Blick und weiß genau, wie es die Bedürfnisse von Usern erfüllen kann.
Ganzheitliche Zusammenarbeit: User Stories zeigen allen Beteiligten auf einen Blick, wo es hingeht. Auf diese Weise können alle an einem Strang ziehen und immer wieder entscheiden, wie der Nutzer einen besonders hohen Mehrwert erhält.
Kreative Lösungen: User Stories im Agile Software Development erzeugen kreative Ergebnisse. Denn: Sie bringen Teams dazu, kritisch über die beste Lösung für das finale Produkt nachzudenken.
Konstante Erfolge: Jede User Story ist eine kleine Herausforderung. Teams können daher nach jeder Story einen kleinen Erfolg feiern. Das motiviert über den gesamten Entwicklungsprozess.
Fazit
User Stories sind ein wichtiges Werkzeug in der Arbeit agiler Teams. Sie führen dir immer wieder im Detail vor Augen, für wen du was und warum entwickelst. Das hilft dir nicht nur, ein hochqualitatives und auf die Zielgruppe zugeschnittenes Produkt zu erzeugen, sondern auch die Motivation im Team über den gesamten Prozess aufrecht zu erhalten.
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