Was ist Zombie Scrum?
Zombie Scrum beschreibt Teams, die die Scrum-Struktur beibehalten (Rituale, Rollen etc.), aber den eigentlichen Kern – Kundennutzen, Werte und kontinuierliche Verbesserung – verloren haben. Scrum verwandelt sich so in eine leere Hülle ohne echte Agilität.
Typische Symptome von Zombie Scrum sind:
- Mechanisch durchgeführte Ritual-Abläufe ohne Mehrwert
- Keine funktionierenden Inkremente, seltene oder nutzlose Stakeholder-Reviews
- Keine echte Retrospektive oder Verbesserungsvorhaben
- Geringe Autonomie, fehlende Verantwortung
Das Auswirkung von Zombie Scrum: Demotivation, sinkende Qualität, fehlende Anpassung – Scrum als leeres Ritual. Siehe auch: Fake Agile
Die Gründe für Zombie Scrum sind vielfältig. Das kannst du für dein Team und deine Organisation wahrscheinlich sogar individuell am besten beantworten.
Oder falls nicht, fragst du vielleicht einfach mal dein Team? Hier ein Retro-Format, mit dem du die Ursachen von Zombie Scrum in deinem Team untersuchen kannst:
- Was hält uns davon ab oder erschwert es uns, direktes Feedback von unseren Kunden einzuholen?
- Was behindert uns uns in unserer Autonomie unsere Prioritäten, Arbeitsweisen und Lösungsansätze selbstständig festzulegen?
- Was müsste passieren, damit wir als Team maximal motiviert sind, unser Team-Ziel zu erreichen und Wert für unsere Kunden zu schaffen?
Wie löst man Zombie Scrum: Die 3 Schritte
Viele Anleitungen für Scrum sind super technisch. Ich bin kein Fan von solchen detaillierten Anleitungen. Wie genau man ein Sprint Review durchführt ist am Ende nebensächlich. Die wesentlichen Punkte, die es braucht um Zombie Scrum zu heilen sind aus meiner Erfahrung die folgenden 3 Schritte:
Schritt 1: Teamziel und Kundenfeedback
Man kann ohne echten Kundenkontakt nicht agil arbeiten. Schließlich muss das Team in der Lage sein nach jedem Sprint Feedback der Kunden einholen, um es in die Priorisierung des nächsten Sprints mit einfließen lassen zu können.
Das Management und andere Stakeholder dürfen nicht als „Proxy“ für den Kunden dienen. Agile Teams entwickeln nicht, was das Management denkt, was der Kunde will, sondern was der Kunde will. Und dafür sprechen die agilen Teams entsprechend nicht mit dem Management, sondern mit dem Kunden selbst.
Klar: Das Management hat auch Einfluss auf das Team und das ist auch OK. Das Management kann gerne bei der Formulierung des Teamziels mitarbeiten. Aber dann muss das Team vom Management genügend Freiraum erhalten, um gemeinsam mit den Kunden selbstorganisiert zu arbeiten.
Schritt 2: Psychologische Sicherheit & Selbstwirksamkeit schaffen
Spricht das Team direkt an, wenn etwas nicht läuft? Oder tuschelt man nur hinter vorgehaltener Hand über Probleme, aber bringt sie nicht wirklich konstruktiv an, um eine Verbesserung zu erzielen?
Falls ja, könnte das an 2 Dingen liegen:
- Es fehlt im Team an Psychologischer Sicherheit: Man traut sich nicht, Probleme offen anzusprechen.
- Gelernte Hilflosigkeit: Das Team glaubt nicht mehr daran, dass man überhaupt etwas verbessern kann.
Häufig ist es eine Mischung aus beidem. Es braucht eine offene Fehlerkultur, damit es normalisiert wird, Probleme anzusprechen und es dafür im besten Fall sogar Anerkennung gibt.
Um die gelernte Hilflosigkeit (also eine geringe Selbstwirksamkeit) loszuwerden braucht es wiederum den nächsten Schritt:
Schritt 3: Kontinuierliche Verbesserung
Das Team muss merken, dass Probleme, die angesprochen werden auch gelöst werden. Nutze also jede Gelegenheit, um Probleme aktiv anzugehen und sie zu lösen.
Sobald das Team merkt, dass sich Dinge verändern, werden sie auch in Retrospektiven wieder offener Probleme ansprechen.
Das passiert nicht von heute auf morgen. Die gelernte Hilflosigkeit ist im Zweifel schon über Jahre angewachsen. Aber das darf keine Ausrede sein! Jede Retrospektive ist eine Chance, die Positivspirale der Selbstwirksamkeit in Schwung zu bringen.
Tipp: Falls es deinen Retrospektiven an Schwung fehlt, könnte Echometer helfen: Mit seinem spielerischen und strukturierten Ansatz, kannst du deinen Retrospektiven mit Echometer neues Leben einhauchen. Einfach mal hier ausprobieren: Retro-Tool Echometer ausprobieren
Fazit: Zombie Scrum kann man heilen
Heilung = Teamziel + Kundenfeedback + Psychologische Sicherheit + Kontinuierliche Verbesserung
Die Gute Nachricht zuerst: Ja, Zombie Scrum kann man heilen. Und es ist sogar relativ klar, welche Zutaten es dafür braucht.
Die schlechte Nachricht: Jede dieser Zutaten ist nicht einfach zu erlangen. Je nach Kontext kann es zugegeben sehr viel Energie benötigen, um die Voraussetzungen herzustellen. Noch schlimmer: Vielleicht stellt sich dabei heraus, dass eure Organisation noch nicht bereit ist, für echte agile Arbeitsweisen.
Aber wollen wir mal nicht vom Worst Case ausgehen. Sofern du jetzt zumindest die Ursache für euer Zombie Scrum kennst, kannst du gezielt daran arbeiten. Ganz agil, Schritt für Schritt.
Also, auf geht’s!